DWG – als soziales Kapital der Bürger stärken
18.04.2024 Als dienstältestes Mitglied des Aufsichtsrates, habe ich in rund 25 Jahren ganz unterschiedliche Phasen in der Unternehmensentwicklung begleitet. Bald nach der Wende galt es „die Gebäudewirtschaft“ in eine moderne Wohnungsbau GmbH umzuformen. Dabei musste die DWG die Hauptlast im „Stadtumbau-Ost“ tragen. Altschulden und enormer Leerstand zwangen zur Beseitigung von vielen Wohnungen und zu Verkäufen von Wohneinheiten.
Geblieben sind rund 7.000 Wohnungen. Zu viele davon stehen leer und müssen dringend für die inzwischen gestiegene Nachfrage hergerichtet werden. Wir brauchen einfachen, schlichten und bezahlbaren Wohnraum für junge Leute und Senioren.
Das Geld dafür ist knapp. Deshalb habe ich mich im Stadtrat dafür eingesetzt, eine direkte Gesellschaftereinlage von bis zu 24 Millionen Euro aus dem städtischen Haushalt für die Sanierung weiterer Bestände bereit zu stellen. Auch wenn es schon anders in der Presse stand, ist diese Einlage noch lange nicht beschlossen. Bedingung dafür ist ein umfassendes, neues Unternehmenskonzept. Die bisherigen Konzepte konnten den sich gravierend verändernden Umständen der demographischen Entwicklung, der Preisentwicklung im Bausektor und der veränderten Wohnbedürfnisse in den verschiedenen Stadtteilen nicht genügen. Wir fordern deshalb, bis zum Abschluss des neuen Unternehmenskonzeptes auf Verkäufe von Beständen zu verzichten, den Abriss von Wohnblöcken insbesondere im Interventionsgebiet Leipziger Tor, oder in Dessau-Nord, Roßlau oder Ziebigk nicht mehr weiter zu verfolgen.
Außerdem sollte die DWG ihren gesellschaftlichen Rückhalt auch dadurch stärken, indem sie auch Räumlichkeiten der nachbarschaftlichen Begegnung in Zusammenarbeit mit den Stadtbezirksbeiräten anbietet.
Das städtische und Bürgervermögen, welches die DWG darstellt, muss seinen Sinn besonders als Sozialfaktor in unserer Stadt rechtfertigen. Das neue Unternehmenskonzept muss unser aller Anliegen sein und darf nicht für Gestaltungsideen der Stadtspitze verwendet werden. Wer sonst, wenn nicht die DWG kann das Anliegen des sozialen Wohnraumangebots verwirklichen? Um zu rechtfertigen, dass wir auch weiter 100 % der Anteile dieser Gesellschaft behalten können, muss mit und für die eigenen Bürger gestaltet werden. Die in jüngster Zeit vorgenommenen Abrisse in der Ferdinand-von-Schill-Straße oder der Marktstraße/Steinstraße habe ich sehr kritisch gesehen, konnte aber dafür im Aufsichtsrat keine Unterstützung aus den anderen Fraktionen oder beim Oberbürgermeister finden. Nun dürfen wir alle gespannt sein, was auf den Abrissflächen entsteht.
Hendrik Weber
Neues Forum – Bürgerliste