Klimaschutz in der Diskussion

17.03.2009 Klimaschutz verbindet Wirtschaft und Umwelt: Richtig gemacht, sparen wir gleichzeitig an unserer Rechnung für fossile Energien, sorgen für Arbeitsplätze und entlasten die Atmosphäre von Klimagasen. Auf reges Interesse sind die Vorschläge von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN zum Klimaschutz in Dessau-Roßlau gestoßen.

Die Stadt kann hier viel tun. Diese Vorschläge befinden sich auch bei BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN noch in der Diskussion – Rückmeldungen sind willkommen. Die fünf Punkte in Kürze:

  1. Ehrgeizige Ziele zur Gebäudesanierung, z.B. Erreichen des heutigen gesetzlichen Wärmestandards in allen Gebäuden der Stadt und der städtischen Gesellschaften bis 2020.
  2. Mehr Fernwärmeabsatz durch dichtere Nutzung in bereits angeschlossenen Gebieten mit Hilfe einer Klimaschutzssatzung für diese Stadtteile.
  3. Ersatz der Braunkohle im Dessauer Kraftwerk mit Hilfe des durch Punkte 1 und 2 eingesparten Erdgases. Dadurch bessere Klimabilanz der Strom- und der Wärmeversorgung.
  4. Stärkere Nutzung der erneuerbaren Energien. Besonders effektiv wären hier Windstromanlagen der neuesten Generation (Repowering) und die Nutzung von Biogas im Kraftwerk.
  5. Umkehrung des Trends zu immer mehr Autoverkehr in Dessau-Roßlau (entgegen dem Bundestrend) durch Überarbeitung des Verkehrsentwicklungsplans.

Besonders viele Fragen hat der zweite Punkt aufgeworfen. Die Idee besteht darin, die im Kraftwerk bei der Stromerzeugung ohnehin erzeugte Wärmeenergie nicht ungenutzt an die Umgebung abzugeben, sondern zur Heizung von Gebäuden zu nutzen. Dieses System, technisch als Kraft-Wärme-Kopplung bezeichnet, ist in Dessau mit Hilfe eines weit verzweigten Netzes von Wärmeleitungen verwirklicht, hat aber wirtschaftliche Probleme. In den letzten Jahren sanieren und sanierten (z.B. in Dessau-Nord) Hausbesitzer viele attraktive Wohnungen. Ein Teil entschied sich für den städtischen Wärmeversorger, ein anderer Teil aber für einen eigenen Erdgas-Heizkessel. Mit verbesserter Wärmedämmung sinkt der Wärmeabsatz zusätzlich. So kommt es, dass immer weniger Wärme durch die vorhandenen Wärmeleitungen fließt. Dadurch steigen die Kosten pro verkaufter Wärmeeinheit und noch weniger Hausbesitzer nehmen die Wärme ab.

Würden hingegen alle auf die umweltfreundliche Wärme umsteigen, könnten die Kosten sinken. Das wäre eine solidarische Lösung zum Nutzen der Menschen und des Klimas, die aber nicht allein durch Appelle zu erreichen ist. Dazu ist eine Satzung erforderlich, die in versorgten Gebieten Heizungen mit Erdgas und anderen fossilen Heizstoffen ausschließt, wenn diese neu errichtet oder saniert werden. Eine Klimaschutzsatzung für die Fernwärme wäre mit Einschränkungen für Hausbesitzer verbunden. Ist dies gerechtfertigt? Die meisten Menschen sind für den Klimaschutz. Wenn es konkret wird und Auswirkungen auf die eigenen Entscheidungen hat, stellen sie aber zu Recht Fragen. Außerdem müssten sich die Stadtwerke bereit finden, ihre Wärme klimafreundlicher (siehe Punkt 3) und die Preise attraktiver zu machen. Können wir uns darauf einigen, würden alle gewinnen. Wir brauchen daher in Dessau-Roßlau eine Diskussion, ob wir unser solidarisches Wärmeleitungssystem stärken wollen.

Christoph Erdmenger
Bündnis 90/Die Grünen

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