Schlagloch des Monats

09.06.2009 Am 10. Juni übergab die Bürgerinitiative „Dessau – Natürlich Mobil“ dem Stadtrat die Ergebnisse der Fotoaktion „Schlagloch des Monats“. Über 182 von Bürgerinnen und Bürgern zugesandte Fotos von Schlaglöchern und Schäden auf Dessau-Roßlaus Straßen, Rad- und Fußwegen sind bei uns eingegangen. Insbesondere für Radfahrer und Fußgänger sind viele dieser Schäden auch nicht zu unterschätzende gesundheitliche Gefahrenquellen.

Aktion „Schlagloch des Monats“ zeigt schlimmen Zustand der Straßen

Die Bilder stehen exemplarisch für den Zustand vieler Straßen, Rad- und Fußwege in allen Ortsteilen unserer Stadt. Auch touristische Anziehungspunkte wie das Kornhaus oder Teile des UNESCO-Weltkulturerbes sind betroffen. Damit ist der Zustand der Straßen nicht nur für die Bürgerinnen und Bürger der Stadt ein Ärgernis, sondern schädigt auch das Image Dessau-Roßlaus bei Touristen und Gästen. Fotos und Begleitkommentare zeigen, dass sich viele von Politik und Verwaltung im Stich gelassen fühlen. Vielen Menschen fehlt das Verständnis dafür, dass die Stadt zusätzliche Straßen plant, obwohl sie kein Geld hat, die bestehenden Verkehrswege in Ordnung zu halten. Hinzu kommt, dass die prognostizierte Verkehrs- und Bevölkerungsentwicklung in Dessau-Roßlau die Erweiterung des Straßennetzes nicht rechtfertigt. Die Sanierung bestehender Straßen muss daher absoluten Vorrang vor dem Neubau haben.

Auch die von den Bürgern eingeforderte Lärmminderung muss anders als durch Straßenneubau erreicht werden. Art und Zustand der Straßenbeläge haben auch einen erheblichen Einfluss auf die Lärmentwicklung. So kann eine Sanierung des Belags den Lärm deutlich stärker mindern, als die geplanten Verkehrsumleitungsmaßnahmen der Stadt. In der Karlstraße würde beispielsweise nach Fertigstellung der geplanten Nordumgehung (Ostrandstraße) kaum ein Unterschied spürbar sein, selbst wenn die von uns bezweifelte prognostizierte Entlastung der Karlstraße tatsächlich erreicht wird. Denn das Gutachten der Stadt zur Lärmaktionsplanung geht für die Karlstraße nach dem Bau der Ostrandstraße von einer kaum hörbaren Minderung von nur 1,5 dB(A) aus. Ersetzt man statt dessen den Pflasterbelag der Karlstraße durch eine glatte Fahrbahndecke, wäre die Lärmminderung schon doppelt so hoch. Ein innovativer neuer „Flüsterasphalt“ würde es noch leiser machen – nämlich so, als würden auf der Karlstraße heute weniger als ein Viertel der Autos fahren.

Selbst für die Verkehrsentlastung der Innenstadt sowie die Erhöhung der Attraktivität der Gewerbeflächen ist die geplante Nordumgehung weder erforderlich noch effektiv. Sollen für diese Straße, die zu Entlastungen nicht geeignet ist, dennoch mit erheblichem finanziellen Mehraufwand Erholungsflächen des Schillerparks geopfert, Denkmale und Gartenanlagen zerstört, Teile des Weltkulturerbes „Dessau-Wörlitzer Gartenreich“ beeinträchtigt werden? Wir meinen Nein und setzen uns für kostengünstigere und weniger schädliche Lösungen ein, um Verbesserungen für vom Verkehr beeinträchtige Menschen zu erreichen.

Prinzipiell begrüßen wir die Ende Juni auf der Tagesordnung stehenden Beschlüsse zu verschiedenen Lärmminderungsmaßnahmen im Dessau-Roßlauer Stadtgebiet, die aus dem Konjunkturprogramm II finanziert werden sollen. Albrecht-, Elisabeth- und Bitterfelder Straße, Straßen rund ums Theater sowie die Berliner Straße in Roßlau sollen eine neue Oberfläche erhalten. Einen interessanten Aspekt bietet die Finanzierung des Eigenanteils der Stadt. Die Mittel kommen zum Teil aus dem geplanten vierstreifigen Ausbau der Brücke Hermann-Köhl-Straße. Erst vor wenigen Wochen haben Verwaltung und die große Mehrheit des Stadtrates den Antrag der Fraktion Bürgerliste / Die Grünen abgelehnt, diese zweifelhafte Brückenerweiterung zu streichen und dafür die Instandsetzung und Ertüchtigung von Straßen in den Ortsteilen in den Haushalt 2009 aufzunehmen. War der Brückenausbau da noch unabdingbar und unaufschiebbar, wird er nun für die Kofinanzierung des Konjunkturprogramms geopfert. Der Vergleich macht den derzeitigen Stellenwert der maroden Straßen in den Ortsteilen im Bewusstsein vieler Verantwortlicher deutlich.

Die Bürgerinitiative fordert Stadtrat und Verwaltung auf, die Prioritäten im Straßenbau endlich neu zu setzen. Statt des Neubaus sind die bestehenden Straßen und Wege in einen akzeptablen Zustand zu versetzen!

Kathrin Werner und Klaus Meier
BI „Dessau – Natürlich mobil“

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